Mythos E-Zigarette – und die europaweite „Vaping is not Tobacco Kampagne“

Um das Thema E-Zigaretten ranken sich bereits seit Jahren zahlreiche Mythen. Viele davon drehen sich wiederkehrend um Fragen des gesundheitlichen Nutzens dieser neuen Technologie sowie deren potentieller Vor- und Nachteile gegenüber herkömmlichen Tabakprodukten.

Die Debatte um den gesellschaftlichen Nutzen und die etwaigen Gefahren der E-Zigarette wirkte jedoch keinesfalls immer sachlich fundiert, sondern häufig emotional und nicht selten interessengeleitet.

E-Zigarette die zweifellos gesündere Alternative

Trotz immer zahlreicherer unabhängiger Studien, die E-Zigaretten gegenüber herkömmlichen Tabakzigaretten übereinstimmend ein deutlich weniger ausgeprägtes gesundheitliches Gefahrenpotential attestieren und so unter anderem zu dem eindrucksvollen Ergebnis kamen, dass die Gefahr durch E-Zigaretten an Krebs zu erkranken um 99,5% geringer ist, hielt sich so zum Beispiel die kritische Behauptung, dass es bisher keine validen Langzeitstudien gäbe.

Eine solche Kritik ist im Allgemeinen sicher angebracht, stellt angesichts der noch jungen Geschichte der E-Zigarette jedoch natürlich auch ein Totschlagargument dar, das, entgegen aller aktueller positiver Erkenntnisse, lange nicht entkräftet werden konnte. Denn wie soll es Langzeitstudien über die Auswirkungen eines Phänomens geben, das erst seit wenigen Jahren existiert? Ein weiteres Gerücht um das angebliche Risiko des Passivdampfens hielt sich ebenfalls hartnäckig.

Mittlerweile sind nun auch diese beiden Kritiken entkräftigt. Die erste Langzeitstudie zum E-Zigaretten Konsum wurde veröffentlicht und auch die Gefahren des Passivdampfens wissenschaftlich relativiert.

Dennoch scheint die Debatte weiterhin stellenweise unangemessen aufgeheizt und auch politisch bisher generell undifferenziert. Denn die politische Regulierung von E-Zigaretten wird mangels besserer Lösungen bisher stark vereinfacht und inhaltlich fragwürdig der europäischen Tabakproduktrichtlinie unterworfen.

E-Zigaretten sind Tabakprodukten regulatorisch in vielen Aspekten gleichgestellt - doch E-Zigaretten enthalten, respektive verwenden bekanntermaßen gar keinen Tabak.

Diese offensichtlichen Mängel veranlassten nun eine europaweite Kampagne dazu, sich für eine vorurteilsfreie, evidenzbasierte und differenzierte Regulierung von E-Zigaretten einzusetzen, in der neben technischen Unterschieden vor allem auch die gesundheitlichen Konsequenzen zwischen Dampfen und Rauchen erkennbarer herausgearbeitet werden sollen.

Der französische Rat für Wirtschaft, Soziales und Umwelt (CESE) erkennt in der strukturellen Gleichbehandlung von E-Zigaretten und Tabakwaren eine übertriebene Vorsicht der Behörden und beklagt dessen ausbremsende Wirkung auf die Verwendung von E-Zigaretten als ein vielversprechendes Instrument zur Raucherentwöhnung.

Die Strategie der Kampagne „Vaping is not Tobacco“ stellt daher die kritische Frage warum europäische Institutionen und Regierungen bisher E-Zigaretten Produkte, teils auch entgegen besseren Wissens, weiterhin als Tabakprodukte behandeln.

Die Gründe für diese politisch-juristische Verwirrung führt die Kampagne auch auf irreführende Forschung und unkritische Berichterstattung in den Medien zurück.

Es wird beklagt, dass Rauchern durch Fehlinformationen und mangelhafte Aufklärung eine Suche nach weniger riskanten Alternative zum Rauchen erschwert würde.

Bisher hätten die europäischen Regulierungsbehörden so die Gelegenheit verpasst, Millionen von Rauchern davon zu überzeugen, zum Wohle ihrer Gesundheit auf Vaping-Produkte umzusteigen. So würde die öffentliche Gesundheit belastet möglicherweise gar Milliarden von Euro an gesellschaftlichen Kosten produziert.

E-Zigaretten in medialer Berichterstattung systematisch diskriminiert?

Eine aktuelle wissenschaftliche Studie des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg vermisst innerhalb der medialen Berichterstattung ebenfalls Informationen über gesundheitliche Verbesserungen nach einem Umstieg von konventionellen Tabakprodukten auf E-Zigaretten. Die Bevölkerung sei über diese positiven Aspekte der E-Zigarette zu wenig oder gar nicht informiert worden. Studienteilnehmerinnen bemängelten, dass Berichterstattungen und Diskussionen nicht objektiv, sachlich und durch Fakten unterlegt verliefen, sondern häufig Falschmeldungen, falsche Interpretationen von Studienergebnissen, Spekulationen und vage Vermutungen veröffentlicht würden.

Die Berichterstattung wird so häufig als „Verteufelung von E-Zigaretten“ oder als „Hetzkampagnen gegen die E-Zigarette“ erlebt.

Diese kritische Reflexion der Berichterstattung seitens der Studienteilnehmer erwecke den Verdacht einer zielgerichteten Beeinflussung der Öffentlichkeit durch das Verbreiten oder die Zurückhaltung von Informationen. So entstehe der Eindruck, dass die persönlichen Erfahrungen von E-Zigaretten Konsumierenden nicht respektiert werden. Diesen ist es daher wichtig, dass insbesondere Rauchende über verschiedene Möglichkeiten der E-Zigaretten-Nutzung und eine faktenbasierte Gegenüberstellung von Chancen und Risiken im Vergleich zum konventionellen Tabakkonsum aufgeklärt werden.

Auch die aktuelle Kampagne "Vaping is not Tobacco" nimmt diese vermeintlichen Mängel als Anlass und richtet sich sowohl an die geschätzt 17 Millionen aktiven Dampferinnen und Dampfer in Europa, als auch an alle Bürger der Europäischen Union, die eine evidenzbasierte Regulierung unterstützen.

Es wird daher zu mehr Solidarität aufgerufen, um die europäischen Regulierungsbehörden davon zu überzeugen, die bisherigen Missinformationen zu bekämpfen. Es gelte restriktive Vorschriften für Tabakwaren, die inhaltlich verfehlt auf E-Zigaretten angewendet werden zu beseitigen.

So fordert die von einem Bürgerkomitee initiierte Online-Petition „Europäische Bürgerinitiative (EBI)“ im Zuge der Kampagne aktuell eine angemessenere Regulierung von E-Zigaretten unter dem Motto "Let's demand smarter vaping regulation". Die Online-Petition EBI wird aktuell bereits von internationalen Akteuren aus Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Irland, der Tschechischen Republik, dem Vereinigten Königreich und Rumänien unterstützt.

"Mit dieser Petition wenden wir uns an alle Dampferinnen und Dampfer und an jeden, der der Meinung ist, dass E-Zigaretten Raucher beim Tabakstopp unterstützen können. Wir brauchen eine bessere Regulierung in Europa", fordert Pressesprecher Dustin Dahlmann.

Unterstützung findet die Kampagne auch von Organisationen wie dem "Bündnis für Tabakfreien Genuss e.V..

Ziel sei es, das gesellschaftliche Bewusstsein für die wichtige Unterscheidung zwischen E-Zigaretten und Tabak zu schärfen.

Eine möglichst breite Unterstützung der Kampagne und der Petition könnte einen wichtigen demokratischen Beitrag zu dieser gesellschaftlichen Debatte leisten und so idealerweise zu einer Reform der EU-Gesetzgebung führen, die das hohe Potential von E-Zigaretten für die öffentliche Gesundheit verstärkt anerkennt und fördert.

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