Draht - welch ein langweiliges Thema. Und doch kann es begeistern. Viele erinnern sich bestimmt noch an eine dunkle Zeit, als Stefan Raab mit seinem entsprechenden Song wochenlang die Charts anführte. Was aber viel interessanter ist; sind unsere E-Zigaretten. Hier ist ein simpler Draht “where the magic happens.” Der Heizdraht, Heizwendel oder Coil bestimmt maßgeblich, wie viel Dampf aus deiner E-Zigarette kommt und auch wie diese schmeckt. Mit dem Thema Heizdrähte wollen wir uns heute etwas eingehender beschäftigen.
Selbstwickler, Bastler und Enthusiasten können sich stundenlang über das Thema Draht streiten: “Welches Material, welche Stärke und welche Art zu wickeln ist die “Beste”? Anführungszeichen deshalb, weil letztendlich immer die eigenen Vorlieben entscheidend sind. Wir haben einmal einige interessante Infos rund um Drähte, die in E-Zigaretten zum Einsatz kommen, zusammengefasst.
Das ist keine Anleitung zum Wickeln von Verdampfern (falls du an Tipps und Tricks zum Thema Selber-Wickeln interessiert bist, dann bist du herzlich eingeladen, dir unser kleines ExSmokers 1 x 1 zum Selberwickeln anzusehen) .
Wir gehen nicht darauf ein, welche Drahtsorten und -stärken sich für XY am besten eignen und dergleichen. Vielmehr sollen Interessierte einen Überblick bekommen, was es in Sachen Draht und auch Fertigcoils gibt und worauf man achten sollte.
Wer keine Lust hat einmal selbst zu wickeln und nichts über Draht erfahren will, findet hier alle Infos zu Verdampferköpfen verschiedener Hersteller.
Welche Draht-Materialien kommen beim Dampfen zum Einsatz?
Grundsätzlich könnte jedes beliebige Material genutzt werden, solange es sich entsprechend aufheizen lässt um Liquid zu verdampfen. Die meisten sind aber wenig sinnvoll. Es spielen Faktoren wie Wärmeleitfähigkeit, Schmelzpunkt, chemische Beständigkeit, etc eine Rolle. Auch die Rohstoffpreise fließen mit Sicherheit in solche Überlegungen ein.
Hier ist schon mehr oder weniger klar, dass es Metalle sein müssen die das Rennen machen. Unter den Metallen sind es letztendlich nur wenige verschiedene, die genannt werden, wenn es um elektrische Zigaretten geht.
Kanthal
Der Klassiker unter den Drahtwicklungen. Kanthal ist der Handelsname für eine Legierung aus Eisen, Chrom und Aluminium. Kanthal wohl das am häufigsten verwendete Material für Heizwendel in E-Zigaretten. Fertigcoils, die im Handel erhältlich sind, bestehen (sofern nicht anders ausgewiesen) in der Regel aus Kanthaldraht. Kanthal hat bei gleicher Drahtstärke einen höheren Widerstand als NiCr. Das führt zu kleineren Coils, was sehr praktisch ist bei Verdampfern, die wenig Platz bieten.
Nickel-Chrom (NiCr)
Wohl das am zweithäufigsten verwendete Material für Verdampferwicklungen. Umgangssprachlich NiChrom genannt, wurde das Material von Anfang an zum E-Dampfen verwendet, noch bevor die Dampferszene Kanthal für sich entdeckte. NiChrom-Drähten wird manchmal ein metallischer Beigeschmack nachgesagt, allerdings gibt es mindestens genau so viele Stimmen, die diese Meinung nicht teilen. Der elektrische Widerstand von Nickel-Chrom ist etwas geringer als der Widerstand von Kanthal. Dadurch eignet es sich gut für niederohmige Wicklungen. Andersherum können mit NiCr mehr Windungen gemacht werden, um den gleichen Widerstand zu erreichen. Das wiederum bedeutet mehr Kontaktfläche für die Liquidverdampfung.
Welche Drahtsorten eignen sich für das temperaturgeregelte Dampfen (TC und TCR)?
Beim Dampfen im Temp-Modus werden andere Anforderungen an das Material des Heizdrahts gestellt. Dafür kommt beispielsweise Kanthal nicht infrage. So wurden Alternativen gefunden.
Warum brauche ich bestimmte Drähte um mit Temperaturkontrolle zu dampfen?
Beim Dampfen mit temperaturgeregelten Akkuträgern werden hauptsächlich Heizdrähte aus Nickel (Ni 200) oder Titan verwendet.
Warum werden diese Metalle verwendet und keine anderen? Das liegt an der Art, wie die Mods arbeiten. Was die verbauten Chips nämlich machen, ist nicht etwa die Temperatur zu messen. Was gemessen wird, ist die Änderung des Widerstands des Heizwendels. Jedes Material hat einen bestimmten elektrischen Widerstand. Dieser steigt, je Wärmer das Material wird. Das ist der sogenannte Temperaturkoeffizient. Jeder Stoff hat einen anderen Temperaturkoeffizienten (TC und TCR). Beim Dampfen im Tempmodus punkten daher Materialien, bei denen sich der Widerstand stark ändert, z.B. Nickel oder Titan.
Nickel (NI200)
Mit dem Aufkommen temperaturgeregelter Akkuträger konnte Nickel seinen Einzug in die Dampferszene feiern. Die früheren E-Zigaretten mit regelbarer Temperatur waren ausschließlich auf Nickelcoils ausgelegt.
Bei Nickeldraht ist zu beachten, dass dieses Metall einen sehr niedrigen Widerstand hat. Die Drähte, die man verwenden kann, sind oft sehr dünn und weich. Das macht das Wickeln für Ungeübte zu einer echten Geduldsprobe. Nickelcoils sind meistens sehr niederohmig.
Titan
Titandraht kommt ebenfalls beim Dampfen mit variabler Temperatur zum Einsatz und war auch, in diesem Bereich, die erste Alternative zu Nickel. Titan besitzt einen deutlich höheren elektrischen Widerstand als Nickel, bei gleicher Drahtstärke. Dadurch ist es möglich Wicklungen mit höheren Ohmzahlen anzufertigen. Mittlerweile sind Titancoils auch als vorgefertigte Verdampferköpfe im Handel.
Edelstahl
Edelstahl ist hauptsächlich ein Thema im Bereich temperaturgeregeltes Dampfen, allerdings eher als Randerscheinung. Wenn von Edelstahl die Rede ist, geht es genauer gesagt um die Sorten V2A oder V4A. Das Material bietet den Vorteil, dass es sehr preisgünstig ist. Es wäre auch für das reguläre Dampfen verwendbar. Edelstahl konnte sich aber nie wirklich durchsetzen.
Wie unterscheiden sich Nickel und Titan bei E-Zigaretten?
Manche Akkuträger sind nur auf entweder oder festgelegt. In diesem Fall erübrigt sich die Frage. Die meisten neuen TC-Mods werdet Ihr vor die Wahl gestellt und könnt auch fertige Coils in Nickel oder Titan bekommen.
Da Nickel einen sehr geringen spezifischen Widerstand besitzt, eignet es sich sehr gut für niederohmige Wicklungen.
Einige Menschen reagieren allergisch auf Nickel. Beim Dampfen gibt es keine Probleme, da keine Temperaturen erreicht werden, bei denen sich Nickelatome lösen. Selbstwickler, die bereits bei Hautkontakt Probleme mit Nickel haben, sollten dies aber bedenken.
Titandraht ist als Wicklung sehr beliebt, da es fester ist als Nickel. Vor allem dünne Drähte lassen sich dadurch leichter als Wicklung verarbeiten.
Ein weiterer Vorteil von Titan, es ist “chemisch inert”. Das heißt, als Heizdraht wird es nicht mit dem Liquid im Tank reagieren. Somit sind Titanwicklungen geschmacksneutraler als solche aus Nickel.
Von der Verwendung von Titan- oder Nickelcoils beim normalen Dampfen (ohne Temperaturregelung) wird dringend abgeraten. Zum einen können beim Betrieb im Watt- oder Voltmodus theoretisch Temperaturen erreicht werden, bei denen Titan oxidiert, bzw. Nickel ausdampft. Beides ist aus gesundheitlichen Gründen ein No Go.
Ein weiterer Grund ist der unbeständige Widerstand bei Temperaturänderungen. Beim temperaturgeregelten Dampfen wird genau dieser Effekt gewünscht. Andere Mods sind darauf jedoch auf einen möglichst konstanten Widerstand ausgelegt. Bei geregelten Akkuträgern muss das nicht unbedingt zu Problemen führen, ein optimales Ergebnis ist aber nicht zu erwarten. Auf keinen Fall sollte Nickel oder Titan in ungeregelten Akkuträgern verwendet werden. Diese geben einfach die Spannung der Batterie ab. Da sich Nickel- und Titancoils eigentlich immer im Subohm Bereich befinden, fließen sehr hohe Ströme. Es sollte viel Wert auf die Sicherheitsfeatures moderner E-Zigaretten gelegt werden, um auf der sicheren Seite zu sein.
Welche Arten von E-Zigaretten Wicklungen gibt es?
Single Coil vs. Dual Coil
Single Coil bedeutet, dass ein einziger Heizdraht in den Verdampfer eingebaut wird. Entsprechend mit Dochtmaterial und Liquid bestückt, sorgt dieser für die Verdampfung.
Dual Coil, Ihr habt richtig geraten, heißt nichts anderes, als dass zwei Heizspulen verbaut werden.
Dual Coils werden häufig im Zusammenhang mit Selbstwicklern genannt. Es gibt aber auch fertige Ersatzverdampfer, die mit zwei Drähten bestückt sind.
In der Regel bieten Selbstwickelverdampfer (Rebuildable Atomizer, RBA) die Möglichkeit mindestens zwei Heizwendel einzusetzen. Dabei ist zu bedenken, dass der Widerstand halbiert wird, weil der Strom nun zwei Wege hat, durch die er fließen kann. Bitte unbedingt darauf achten, dass der Akkuträger damit klarkommt. Die zwei Wicklungen sollten außerdem den gleichen Einzelwiderstand haben und gleich beschaffen sein. Ansonsten erhitzt sich eine Spule schneller als die Andere. Die Hitze muss, für eine anständige Dampfentwicklung, gleichmäßig sein.
Bei Fertigverdampfern mit Dual Coil ist nichts Besonderes zu beachten. In jedem Fall wird durch zwei Coils die Dampfproduktion erhöht, da quasi zwei Verdampfer in einem arbeiten.
Bei zwei ist noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Je nach Verdampfer können auch drei- oder vierfache Wicklungen gemacht werden. Die Grenzen werden immer weiter vorangetrieben. Für den Smoktech TFV4 Mini Tankverdampfer gibt es sogar fertige Verdampferköpfe mit 6-facher Wicklung.
Claptondraht
Für den besonders reinen Geschmack, und leider auch einen besonders hohen Liquidverbrauch, ist Clapton das Zauberwort. Dafür wird ein dickerer Draht mit einem oder mehreren dünneren Drähten umwickelt. Meistens wird in diesem Zusammenhang Kanthaldraht erwähnt, es kann aber auch anderes Material verwendet werden. Durch das Umwickeln bekommt der Draht eine deutlich größere Oberfläche, das heißt mehr Verdampfungsfläche.
Anleitungen, wie Claptondraht selbst hergestellt wird finden sich im Netz. Um ein sauberes Ergebnis zu bekommen, ist etwas Hingabe erforderlich. Wenn es aber vollbracht ist, schwören viele Dampfer auf Clapton. Ob der Aufwand und der Mehrverbrauch an Leistung und Liquid den Geschmack wert sind, muss jeder für sich entscheiden. Ausprobieren sollte man es definitiv einmal, da eigene Erfahrung immer mehr wert ist als jeder Ratschlag.
Fertigcoils / Verdampferköpfe
Wenn man sich in den zahlreichen Dampferforen im Internet bewegt, entsteht leicht der Eindruck, dass E-Zigaretten nur ein Thema für Enthusiasten ist, die das Dampfen leben und sich den ganzen Tag mit nichts Anderem beschäftigen. In der Realität ist das Dampfen aber nicht nur ein Hobby für Bastler, sondern soll auch einer breiten Masse zugänglich sein.
Wohl der größere Teil der Dampfer besteht aus Leuten, die eine Alternative zum Tabak gefunden haben und anderen Genussmenschen, die sich aber nicht im Detail mit den Hintergründen beschäftigen wollen.
Viele dieser Dampfer haben wohl noch nie einen Gedanken an Drahtstärken und Materialien verschwendet, sondern erfreuen sich zu Recht an den fertigen Verdampferköpfen. Natürlich haben die Hersteller über die Jahre viele Erfahrungen gemacht und auch von den Erfahrungen der Community gelernt. Dieses Wissen fließt in die passenden Verdampferköpfe, die es zu jeder E-Zigarette gibt. Mit diesen können auch Anfänger nichts falsch machen und finden einen sehr leichten Weg zu einem tollen Dampferlebnis.
Folgend haben wir eine Auswahl an Ersatzverdampfern verschiedener Hersteller mit entsprechenden Infos.
Vorab:
Wofür stehen die Abkürzungen bei Verdampferköpfen?
BDC / BCC
Steht für Bottom Dual Coil. Bedeutet, eine doppelte Wicklung (s. o.) befindet sich unten in der Verdampfereinheit, also nahe der Verdampferbasis. Bei neueren E-Zigaretten mittlerweile Standard.
BCC (Bottom Coil Clearomizer) bezeichnet das gleiche Prinzip mit einer einzelnen Wicklung.
LVC
Liquid Valve Control ist ein Feature von Joyetech. In diesen Ersatzverdampfern ist eine verstellbare Öffnung enthalten, mit der man bestimmen kann, wie viel Liquid in den Verdampferkopf fließen kann. Das ist sehr praktisch, wenn Liquids mit unterschiedlicher Viskosität gedampft werden. Ein hoher VG-Anteil führt manchmal zu Nachflussproblemen, also wird die Schleuse weiter geöffnet. Dünnflüssigere PG-Liquids dagegen fluten schneller den Verdampfer und laufen auch einmal aus. Dann kann der Nachfluss gedrosselt werden.
OCC / SSOCC / VOCC
Mit das beste Dochtmaterial für Verdampfer ist japanische Biowatte oder Biobaumwolle. OCC ist die Abkürzung für den englischen Namen Organic Cotton Coil.
SSOCC steht für das gleiche, mit dem Zusatz, dass der Korpus der Ersatzverdampfer aus Edelstahl (stainless steel) besteht.
VOCC (Vertical Organic Cotton Coil) dagegen bedeutet, es handelt sich um einen “BDC”, aber mit Biowatte als Docht anstelle von Silikatschnur. Die Wicklung ist aufrecht angebracht, statt liegend.