Nikotin nicht schädlicher als Koffein

Die englische Gesundheitsbehörde “Royal Society of Public Health (RSPH)“ klagt derzeit eine öffentliche Fehlwahrnehmung der Briten über die relativen Gesundheitsrisiken von Nikotin, Zigaretten und Produkten der Nikotin-Ersatztherapie an.

Die RSPH möchte Raucher ermutigen, die herkömmliche Tabakzigarette durch sicherere Formen der Nikotinaufnahme zu ersetzen.

Denn Tabak enthält neben Nikotin noch etwa 4000 weitere Chemikalien, einschließlich Teer, Kohlenmonoxid und Formaldehyd, die vor allem auch durch den unvermeidlichen Verbrennungsprozess karzinogene Stoffe produzieren und so zahlreiche schwerwiegende Krankheiten verursachen können. Nikotin ist in Zigaretten also vor allem deshalb schädlich, weil es mit anderen schädlichen Chemikalien wie Teer und Arsen kombiniert wird.

Die körperliche Aufnahme reinen Nikotins ist hingegen relativ harmlos. Als stark abhängig machender Stoff ist Nikotin jedoch einer der Hauptgründe, warum Menschen von Zigaretten abhängig werden und diese folglich regelmäßig konsumieren.

Menschen rauchen also häufig wegen des Nikotins, sterben jedoch aufgrund des Teers und weiterer giftiger Stoffe.

Da Nikotin eine sehr stark abhängig machende Substanz ist, fällt der Rauchstopp trotz ausdrücklichen Wunsches oft sehr schwer. Untersuchungen haben ergeben, dass fast zwei Drittel aller aktiven Raucher sich wünschen mit dem Rauchen aufzuhören. Dennoch fällt es der Hälfte aller Raucher schon schwer auch nur einen Tag auf die Zigarette zu verzichten.

Und auch wenn das gesundheitliche Ideal ganz klar sein sollte, gar kein Nikotin aufzunehmen, so sind für dieses langfristige Ziel daher häufig zunächst zusätzliche Unterstützungen unabdingbar.

Die RSPH erkennt nun in der breiten britischen Öffentlichkeit, ebenso wie unter einigen Medizinern erhebliche Missverständnisse über die gesundheitlichen Risiken von Nikotin, Zigaretten und Produkten der Nikotinersatz-Therapie.

So betrachten 90% der Nichtraucher und 78% der Raucher Nikotin fälschlicherweise als zentrales gefährliches Element in Zigaretten.

Eine weitere Studie hinsichtlich der öffentlichen Einstellungen zu NRT – Produkten ergab ähnliche Ergebnisse. So wissen 69% der Raucher und 76% der Nichtraucher nicht, dass Produkte der Nikotinersatz-Therapie wie Pflaster, Kaugummis und E-Zigaretten weniger gefährlich sind als Zigaretten und darüber hinaus weniger süchtig machen.

Elektronische Zigaretten und verschiedene Produkte der Nikotinersatztherapie (Kaugummi, Lutschtabletten und Pflaster) enthalten ebenfalls Nikotin, jedoch keine mit Zigaretten vergleichbaren weiteren schädlichen Substanzen.

Diese Fehlwahrnehmungen veranlassten die RSPH nun eine Strategie zu entwickeln, um Rauchern den Umstieg zu erleichtern.

Zentrale Punkte des RSPH zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit lauten:

  • Obligatorischer Verkauf der Nikotinersatztherapie in Geschäften, in denen Zigaretten verkauft werden. Nur 3 von 134 Tabakgeschäften verkauften NRT-Produkte. In einer Studie verkauften weniger als 0,5% der Einzelhändler Nikotinersatztherapie; Fast drei Viertel der Bevölkerung (70%) befürworten den obligatorischen Verkauf solcher Produkte.
  • Lizenzierung aller Zigarettenverkäufer, damit die örtlichen Behörden die Lizenz von Einzelhändlern entziehen können, die festgestellt haben, dass sie nicht den Tabakgesetzen wie Altersbeschränkungen und dem Ausstellungsverbot entsprechen
  • Stärkere Nutzung von E-Zigaretten durch Raucherentwöhnungsdienste und öffentliche Behörden im Kampf gegen den Tabakkonsum
  • Umbenennen von E-Zigaretten, um sie gedanklich weiter von herkömmlichen Zigaretten zu lösen: Trotz der Verwendung des Begriffs elektronische oder E-Zigarette unterscheiden sich diese Produkte stark von Zigaretten. Eine weitere Verwendung des Begriffes Zigarette sei daher irreführend

Shirley Cramer CBE, Geschäftsführerin von RSPH, sagte diesbezüglich: „In Großbritannien sterben jedes Jahr über 100.000 Menschen an durch Rauchen verursachten Krankheiten. Obwohl wir gute Fortschritte bei der Reduzierung der Raucherquoten erzielt haben, tut dies immer noch jeder fünfte von uns. Die meisten Menschen rauchen aus Gewohnheit und um ihren Nikotinlevel zu halten. Natürlich möchten wir lieber, dass die Menschen nicht rauchen, aber in Übereinstimmung mit den NICE-Leitlinien zur Verringerung der durch Tabak verursachten Schäden helfen sicherere Nikotinformen wie NRT und E-Zigaretten den Menschen beim Aufhören. [...]Menschen auf Nikotin anstatt auf Tabak einzustimmen, würde einen großen Unterschied für die Gesundheit der Bevölkerung bedeuten - es gibt natürlich Probleme mit der Nikotinabhängigkeit von Rauchern, aber dies würde uns davon abbringen, ein ernstes und kostspieliges Geusdheitsproblem im Zusammenhang mit dem Rauchen zu haben, um stattdessen das Problem der Abhängigkeit von einer Substanz anzugehen, die an und für sich der Koffeinsucht nicht zu unähnlich ist.

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